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Ratgeber

Silvester –
ein Fest zum Feiern oder eines zum Fürchten?

Tipps für einen schönen Silvesterabend mit Ihrem Vierbeiner

Angst zu haben ist ein angeborenes und sinnvolles Verhalten zum Schutz des eigenen Körpers. An Silvester gibt es starke, d. h. laute, plötzlich auftretende und für unsere vierbeinigen Mitbewohner fremde Reize, die Angst einflößen können. Zusätzlich haben unsere Hausgenossen ein viel empfindlicheres und feineres Gehör als wir Menschen, was das Ausmaß des Reizes noch verschärft.

In Studien wurde gezeigt, dass ungefähr 50 % der Hunde an Silvester Stress/Angst empfinden. 15 % dieser Hunde brauchen mehrere Tage, um sich wieder zu erholen. Gehört Ihr Hund zu dieser Gruppe ist es wichtig zu verstehen, dass es von Ihnen abhängt, ob die Angst von Jahr zu Jahr zunimmt, gemindert wird bis hin zum kompletten Verschwinden.

Wichtige Tipps für Silvester:

  1. Strahlen Sie selbst Ruhe aus und bieten ihrem Vierbeiner Nähe und Streicheleinheiten, wenn er sie wünscht. Drängen Sie sich bitte nicht auf.
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  3. Hund
    Gehen Sie am Silvestertag nur mit angeleintem Hund Gassi, lasten ihn gut aus und überlegen sich sinnvolle Gassigeh-Zeiten. Bei ängstlichen Hunden kann dies auch schon Tage zuvor, d. h. sobald der Verkauf von Feuerwerkskörpern startet, wichtig sein. Bei diesen Hunden ist ein Sicherheitsgeschirr oder doppelte Sicherung mit Geschirr und Halsband sinnvoll. Alle Hunde sollten eine Marke mit Adresse und Telefonnummer am Halsband haben.
    Katze
    Stellen Sie bitte sicher, dass Ihre Katze am Silvesterabend im Haus ist. Wir empfehlen jeden vierbeinigen Hausgenossen mit einem Mikrochip zu kennzeichnen und z.B. bei Findefix/Tasso zu registrieren.
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  5. Schirmen Sie am Silvesterabend Geräusche von außen ab, indem Sie Rollläden herunterlassen sowie Fenster und Türen schließen. Halten Sie sich mit Ihrem Tier im ruhigsten Raum der Wohnung auf. Bieten Sie alltägliche Geräusche aus dem Radio oder Fernsehen an. Diese gehören für Ihren Vierbeiner zur Routine und lenken von den fremden Geräuschen etwas ab.
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  7. Artspezifische Duftstoffe, sogenannte Pheromone, kann man immer unterstützend einsetzen. Sie vermitteln den Tieren das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit. Es gibt sie als Verdampfer und Spray, bei Hunden auch als ein mit dem Duftstoff imprägniertes Halsband.
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  9. Achten Sie darauf, dass Rückzugsräume und Verstecke zugängig sind. Dies ist vor allem für Katzen sehr wichtig.
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  11. Beschäftigen Sie Ihren Hausgenossen mit der Nase (Schnüffelteppich) und geben Sie ihm etwas zum Schlecken (Futtertube, Schleckbrett). Wie das Nuckeln am Schnuller setzt Schlecken bei unseren Vierbeinern Glückshormone frei und beruhigt so.
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  13. Wenn Ihr Hund gern Auto fährt, fahren Sie mit ihm dorthin, wo es voraussichtlich nicht knallt: in die Natur weg von der Zivilisation oder in böllerfreie Zonen, die es in fast jeder Stadt gibt.

 

Mögliche Hilfsmittel
Andere funktionelle Ergänzungsfuttermittel (z.B. Sedarom® direkt) helfen mit bewährten natürlichen Stoffen. Solche Kombination aus alpha-Casozepin, L-Tryptophan, L-Theanin, Baldrian, Melisse, Johanniskraut, Wildem Grünhafer, Passionsblume und B-Vitaminen werden von Hunden und Katzen sehr gut vertragen. Sie können mehrere Tage vor Silvester beginnend gegeben werden, helfen im Notfall aber auch zeitnah in entsprechend größeren Einsatzmengen. Die Tiere entspannen dabei, sind jedoch nicht sediert.
Stellt Ihr Tierarzt fest, dass Ihr Tier eine stark angstlösende und sehr zuverlässige Wirkung am Silvesterabend benötigt, wird er zu speziellen Medikamenten greifen.

Beruhigungswesten und Ohrenschützer für Hunde benötigen fachgerechte Anweisung und Übung im Vorfeld.
Langfristig können Tiere mit zunehmender Angst an Silvester, bei Gewitter oder anderen Knallgeräuschen von einem Verhaltenstraining profitieren. Dabei werden von spezialisierten Therapeuten zur Desensibilisierung z. B. Geräusch-CDs, Gegenkonditionierungen und Entspannungssignale eingesetzt.

Der Einsatz von Cannabinoiden (v.a. CBD) zum Mindern der Angst ist in der Kleintiermedizin wenig erprobt und es gibt auch keine Zulassung für dieses Einsatzgebiet. Da es mannigfaltige Produkte auf dem Markt gibt, möchten wir Sie bitten, hier größte Vorsicht, v. a. bei der Gabe an Katzen, walten zu lassen.

Was sollten Sie vermeiden?
Die Gabe von Eierlikör als Hausmittel ist aus tierschützerischer und tiermedizinischer Sicht keine Alternative. Alkohol kann bei entsprechender Vorbelastung Leber-, Bauchspeicheldrüsen- und Hirnschäden hervorrufen.

Unser Rat
Sprechen Sie Ihren Tierarzt an, um Ihnen und Ihrem Vierbeiner einen geruhsamen Silvesterabend zu ermöglichen!

In unserem Informationsblatt finden Sie die wichtigsten Tipps für ein gelasseneres Silvester: jetzt herunterladen

 

Stand November 2023

Quellen
Geräuschangst bei Hunden und Katzen
Entstehung, Prophylaxe und Therapie
Celina del Amo; Enke Verlag in Georg Thieme Verlag KG | team.konkret 1/2016

Citation: Riemer S (2019) Not a one-way road– Severity, progression ans prevention of firework fears in dogs. PLoS one 14(9): e0218150. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0218150
Editor: Carolyn J Walsh, Memorial Universitiy of Newfoundland, CANADA